25 Jahre Tollwerk

Ein Bauplan und das Karussell der Generationen

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von Sonja Weckenmannam

Im Juni dieses Jahres feierten wir unser 25-jähriges Jubiläum auf dem Hammerhof — und wir denken gerne zurück: Viele waren gekommen, um mit uns zu essen, zu trinken, zu lachen und zu tanzen. Im Kreis ganz wundervoller Menschen feierten wir ein fröhliches Fest.

Ein solches Jubiläum ist nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch ein Anlass, um zurückzublicken. Viele Menschen, Ideen und Begegnungen prägten das Tollwerk in all den Jahren. Wer könnte besser davon erzählen als Joschi selbst? So entstand die Idee für ein kleines Interview, das ich mit ihm führen konnte. Die Geschichten sollten im Mittelpunkt stehen: Ein wenig in die Vergangenheit leuchten, Joschi die eine oder andere Anekdote entlocken — und vor allem eine Gelegenheit schaffen, innezuhalten und eine persönliche Rückschau zu wagen.

Quelle: Jakob Bollenz / tollwerk GmbH, , Alle Rechte vorbehalten
Transkript: Deutsch (German)

Video von der Jubiläumsfeier am 25. Juni 2025 auf dem Hammerhof

Das Video dokumentiert die 25-Jahres-Feier von Tollwerk am Hammerhof als stimmungsvolle Sommerveranstaltung.

Ankunft und erstes Beisammensein

Zu Beginn sind Gäste an langen Holztischen im Garten zu sehen. Menschen sitzen und stehen im Schatten großer Sonnenschirme, unterhalten sich, stoßen an und genießen die entspannte Atmosphäre. Details wie blühende Sträucher, glänzende Getränkeflaschen und das Licht, das durch große Fenster fällt, vermitteln einen warmen Sommertag.

Gartenfest und Begrüßungen

Immer mehr Gäste treffen ein, begrüßen sich herzlich mit Handschlag oder Umarmung. Hunde laufen zwischen den Menschen umher. Aufnahmen zeigen bunte Blumen, eine Hummel an violetten Blüten und Schalen voller gekühlter Limonaden und Weinflaschen.

Essen und Bar

Später rücken das Grillbuffet und die Bar in den Mittelpunkt. Ein Koch schneidet frisch gegrilltes Fleisch, unter anderem ein großes Spanferkel. Gäste stehen mit Tellern an, während andere Cocktails mixen: Hände füllen Eiswürfel und Limetten in Gläser, bunte Spirituosenflaschen stehen bereit. Junge und ältere Besucher lachen und plaudern, während die Sonne langsam sinkt.

Abendliche Stimmung

Mit fortschreitender Zeit leuchten warme Glühbirnenketten über den Tischen. Die Bar ist gut besucht, Drinks werden gereicht, und die Gespräche klingen gelöst und fröhlich. Die Kamera fängt immer wieder Nahaufnahmen von Gesichtern ein, die die entspannte, heitere Stimmung zeigen.

Dachterrasse und Ausklang

Gegen Ende wechselt die Szene auf eine Dachterrasse mit weißen Loungemöbeln und Sonnenschirmen. Kleine Gruppen sitzen entspannt, trinken Wein und genießen die Aussicht auf die umliegende Landschaft. Drohnenaufnahmen zeigen das Hammerhof-Gebäude und die weiten Felder im sanften Licht der untergehenden Sonne.

Gesamteindruck

Das Video vermittelt einen lebendigen Eindruck eines sommerlichen Jubiläumsfests: ein lockeres Zusammenkommen von Kolleginnen, Kollegen, Freundinnen und Freunden mit Essen, Drinks, Musik aus Gesprächen und Naturgeräuschen. Die Bilder erzählen von Gemeinschaft, guter Stimmung und einem harmonischen Übergang vom sonnigen Nachmittag in einen lauen Sommerabend.

Ein Wohnzimmer voller Visionen

Wie war das mit der Gründung eigentlich genau? Ist das Tollwerk tatsächlich in einer WG-Küche entstanden?

Nicht ganz. Entstanden ist die Idee zum Tollwerk aber tatsächlich in einer studentisch-bierseeligen Laune — so kann man es schon beschreiben. Wir waren zu dritt: zwei Männer und eine Frau. Nur eben nicht in einer WG-Küche, sondern in meinem Wohnzimmer in der Nürnberger Südstadt. Ich wohnte nämlich gar nicht in einer WG.

Von diesem Abend gibt es sogar noch Skizzen im Original. Die beiden, die dabei waren, studierten zu dem Zeitpunkt Grafik-Design. Sie hatten immer Papier und Stift in der Nähe und haben ständig irgendwas gekritzelt und gescribbelt. Es entstanden zahlreiche dokumentierte Fantasien, es gab sogar schon Rollenverteilungen.

Als wir später das Büro tatsächlich eröffneten, waren wir nur noch zu zweit, das heißt ein Computer-Lurch und eine Grafikerin mit Illustrationseinschlag. Entsprechend war unsere erste Website sehr plakativ (und mit Flash gebaut, natürlich).

Blaue Rastazöpfe und viel Blech im Gesicht

Welche drei Momente würdest du als Meilensteine bezeichnen — Entscheidungen, Begegnungen, vielleicht auch ganz persönliche Erlebnisse?

Ich muss etwas früher einsteigen. Acht Monate nach unserer Gründung — wir waren ja zu zweit gestartet — trennten sich privat und beruflich unsere Wege. Plötzlich war ich allein und in einer Situation, in der ich nie sein wollte. Die Solo-Selbstständigkeit war nie der Plan, sie passierte einfach.

Ein Jahr nachdem wir in unser erstes großes Büro gezogen waren, rief mich ein Bildungsträger an: Zwei Personen wollten bei uns eine Ausbildung machen. Ich war völlig überrascht. Ich hatte ja Innenarchitektur studiert, war Autodidakt in unserem Bereich und hatte keine formelle Ausbildung. Wir hatten nicht mal einen Außenauftritt. Damals suchte die Branche dringend Mediengestalter. Man bot mir sogar Unterstützung an, damit ich das überhaupt machen konnte.

Schließlich fuhr ich zu dem Bildungsträger. Eine der beiden Personen hatte in der Zwischenzeit bereits einen anderen Ausbildungsvertrag woanders. Übrig blieb ein junger Mann: Blaue Rastazöpfe, großzügig tätowiert, viel Blech im Gesicht. Ich war sehr irritiert — das war nochmal eine ganz andere Generation. Zurück im Büro sagte ich zu Caro, die da gerade halbtags mitarbeitete: „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Der Kerl ist ja ganz nett, aber kann ich ihm trauen? Und was soll das alles?“ Ich muss dazusagen: Mit Caro habe ich weite Teile meiner wilden Jugend verbracht und wir waren sicher selbst nicht ganz einfach, für unsere Eltern zum Beispiel. Caro meinte nur: „Stell dich nicht so an, der wird schon cool sein.“ Und so wurde Andi er unser erster Auszubildender.

Das war der Anfang eines langsamen, organischen Wachstums. Danach kamen weitere Auszubildende, oft über persönliche Kontakte — erst Markus, ein guter Freund und Bandkumpel von Andi, dann später Jule, seine damalige Freundin — so wuchs das Team Stück für Stück. Es begann eine zehnjährige Phase, in der wir gemeinsam das Tollwerk aufbauten. Alle verhielten sich damals so, als wären sie für sich selbstständig, und trotzdem zusammen.

Wenn die erste Generation geht

Die Nullerjahre sind vorbei!

Elf Jahre später wollte Andi nach Australien auswandern. Zum ersten Mal wurde ich damit konfrontiert, dass jemand, der von Anfang an dabei war, wirklich gehen würde. Andi ging nicht, weil es ihm im Tollwerk nicht gefiel oder er einen besseren Job hatte, sondern weil er mit seiner Frau beschlossen hatte, seinen Lebensmittelpunkt auf die andere Seite des Erdballs zu verlagern. Für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Ich dachte: Ohne Andi geht es keinesfalls weiter, wir müssen zumachen. Heute lache ich darüber, damals habe ich es sehr persönlich genommen.

Das war der zweite Meilenstein. Danach entwickelte sich nach und nach der zweite Schwung. In den nächsten zwei oder drei Jahren verließen uns immer mehr aus der alten Generation und neue Leute kamen ins Team. Ihre Persönlichkeiten und Erfahrungen aus vorherigen Jobs veränderten die gesamte Struktur. Die früheren Azubis waren in unserem Stall sozialisiert, wir hatten alle dasselbe Mindset. Die Neuen brachten ihre eigene Geschichte, Vorstellungen und Erfahrungen mit, das spürte man deutlich.

Um 2018 herum, getrieben durch meine erste Midlife-Crisis, merkte ich, dass ich entscheidungsmüde war und mich oft einsam fühlte in meiner Rolle. Ich musste oft die letzten Entscheidungen allein treffen und gleichzeitig dafür sorgen, dass genug Geld und Aufträge da waren. Die zweite Generation hatte nicht mehr denselben unbedingten Willen zur Eigenverantwortung, wahrscheinlich war das der Zeit geschuldet: Die Nullerjahre waren von einer Aufbruchsstimmung geprägt. Alles war neu, man konnte viel gestalten und erfinden. Später wurde vieles anstrengender. Die Haltung zur Arbeit und zum Leben veränderte sich. Ich erinnere mich lebhaft an Jeff, der 2013 oder 2014 zu uns stieß. Auf seiner Bewerbung stand „Geburtsjahr: 1993“ …

Oberkörper-Selbstportrait von Joschi, Andi und Markus. Alle lachen in die Kamera, die von Andi mit ausgestreckten Händen gehalten wird. Alle haben Bärte und tragen sommerliche T-Shirts bzw. Hemden. Andi und Markus tragen schwarze Brillen.
Kurz wiedervereint

Zu Markus' 40. Geburtstag kam Andi aus Australien zu Besuch, und für einen kurzen Moment traf sich das Tollwerk der 1. Generation wieder.

Quelle: Andreas Weis, , Alle Rechte vorbehalten

Die Millennials übernehmen

… das Jahr, in dem wir beide Abitur gemacht hatten!

Ja, genau. Spätestens da zog die nächste Generation richtig ein. Die Millennials legten viel Wert auf Balance, Hobbys und Feierabend zu einer festen Zeit — während frühere Teammitglieder nach Hause gingen, dort freiberuflich weitermachten und ihre Erfahrungen wieder zurückspielten.

Gute Menschen kamen und gingen. Eine Zeit lang hat mich das sehr mitgenommen. Alle im Team schienen etwas zu haben, das mir selbst nicht zustand: Die Freiheit, auch wieder zu gehen, etwas zu verändern und sich etwas Neues aufzubauen. Nicht dass ich das unbedingt hätte tun wollen, aber mir wurde bewusst, dass ich diese Freiheit nicht hatte. Um mich herum wechselten die Menschen, ich blieb und konnte daran nichts ändern.

Mit der Zeit verstand ich aber, dass ich im Gegenzug etwas hatte, das andere nicht hatten: Die Möglichkeit, das Setting hier aktiv zu gestalten. Im Corona-Jahr 2020 dachte ich sehr viel nach: Wo stehen wir? Welche Probleme gibt es? Was könnte sich, was könnte ich verändern? Schließlich schlug ich im Januar 2021 vor, die gesamte Struktur zu verändern — hin zu mehr Mitbestimmung und gemeinsamer Verantwortung. Dafür gibt es das Kunstwort „Gemeinsamständigkeit“ statt Selbstständigkeit. Erstaunlicherweise stieß das auf deutlich mehr Anklang, als ich erwartet hätte. Das war ein sehr positiver Moment. Er veränderte viel und warf völlig neue Themen auf — Themen, die uns bis heute beschäftigen. Das war wahrscheinlich der dritte einschneidende Meilenstein.

Freiheit, Gestalten, Aushalten

Das war bestimmt nicht die einzige schwierige Situation in den 25 Jahren. Gibt es etwas, das dir in solchen Momenten hilft und dich erdet?

Ich bin in solchen Zeiten oft ziemlich "lost". Aber ich habe eine Art Urvertrauen, dass sich die Dinge irgendwie wieder finden. Das ist mit mitgegeben, vielleicht steckt das einfach in meinem Bauplan.

Ich erinnere mich, als wir in unser erstes Büro zogen: Wir hatten unglaublich viel Platz und zahlten trotzdem relativ wenig Miete. Ich war dort oft allein. In dieser der Zeit bewarb sich Katja um eine Stelle, per E-Mail. Wir brauchten eine Weile, bis wir herausfanden, dass wir zusammen Abitur gemacht hatten. Ich hatte kaum Aufträge und kein Geld, also konnte ich sie nicht anstellen. Stattdessen bot ich ihr an, unsere Räume für eigene Projekte zu nutzen. Es hat etwas gedauert, aber Katja kam tatsächlich zusammen mit ihrer Freundin Pari und es entstand eine zweite, kleine Agentur in unseren Räumen. Über die Jahre kamen immer wieder neue, sehr unterschiedliche Menschen hinzu — unser Büro wurde dadurch zum kleinen, ungeplanten "Coworking-Space" mit einer richtig guten Gemeinschaft.

Alle, die damals ihren Arbeitsplatz bei uns hatten, sind noch heute kreativ tätig und selbstständig. Die Verbindung ist über die Jahre geblieben. Unsere 25-Jahr-Feier hat etwas ausgelöst, und so trafen wir uns jetzt im September zunächst zu fünft, erzählten Geschichten, tauschten uns aus und reflektierten, was uns über die Jahre bewegt hat. Dabei kristallisierten sich drei zentrale Motive bei uns allen heraus: Freiheit, Gestalten und Aushalten. Aushalten in unterschiedlichen Formen und Facetten, im Sinne von schwierige Situationen nicht meiden, sondern durchstehen. Diese Werte zeigen sich in allen Geschichten und Erfahrungen, sie spiegeln wider, wie man gemeinsam wächst und mit den Herausforderungen des Lebens umgeht. Diese Haltung, glaube ich, hat unsere Gemeinschaft über all die Jahre getragen.

Besondere Kundschaft

Gibt es Kundschaft, an die du dich immer wieder erinnerst?

Über fast zwei Jahrzente betreuten wir ein hiesiges Familienunternehmen im Übergang von der ersten in die zweite Generation, ursprünglich sehr traditionell-patriarchisch geführt. Die beiden „Kinder“, die übernommen hatten, waren ungefähr in meinem Alter, aber das Geschäftsfeld war komplett anders — sehr großspurig, viel Glanz und Glamour, hohe Ansprüche. Trotz der Unterschiede und obwohl wir privat nie viel miteinander unternahmen, wuchs über die Jahre die Verbindung zu den beiden Junioren.

Gemeinsam trieben wir ein für das Unternehmen besonders wichtiges und aufwändiges Projekt mit Wettbewerbscharakter voran, insgesamt zwei oder drei Jahre lang. Der Coup gelang und der Plan konnte in die Tat umgesetzt werden. In der heißen Phase des Projekts, kurz vor dem Start, war die Seniorchefin extrem kritisch und fordernd, sehr einschüchternd. An einem Samstag, mitten im Chaos, fuhr der Junior mit seiner Oberklasse-Limousine zu uns in unseren kleinen, schäbigen Hinterhof, um etwas zu liefern. Er stieg aus und fiel mir weinend in die Arme. Er konnte es nicht mehr aushalten, die Erwartungen der Eltern, den Druck, alles — er war völlig am Ende. Diese Szene hat sich tief eingebrannt, weil so viele Emotionen darin steckten und sie die Intensität und die menschliche Seite solcher großen Projekte zeigt.

Quelle: Jakob Bollenz / tollwerk GmbH, , Alle Rechte vorbehalten
Transkript: Deutsch (German)

[Musik]

PARI MAHROUM: Als ob die Sonne scheinen würde, ne?

TARIK MAHROUM: Kannst du mir mal die Sonnenmilch geben bitte?

[Musik]

BIANCA KASTL: Hallo liebes Tollwerk, zum 25-jährigen wünsche ich euch noch ganz ganz viele Jahre, viel Erfolg und dass ihr die Welt des digitalen, bunten und grafischen in den nächsten Jahren noch ein bisschen toller macht. Tschüss.

[Musik]

JOSCHI KUPHAL: Der obere zieht es ja nach unten.

SIMONE LERCHE: Gut. Pass bloß auf, dass der jetzt nicht gleich auf euch drauf fällt. Des alte roschtige Ding.

PAUL WOLF: Wow. Wow.

SONJA WECKENMANN: Ui.

[Musik]

SOPHIE BRUNNER: Stopp jetzt. Ja, okay.

JAKOB BOLLENZ: Ja. Du darfst.

SOPHIE BRUNNER: Gottchen.

JAKOB BOLLENZ: Ja! Mama!

SOPHIE BRUNNER: Mama?

[Musik]

HELMUT RODERUS:  Lieber Joschi, liebes Tollwerk-Team, herzlichen Glückwunsch zu eurem Jubiläum. Ich erinnere mich gerne an unsere erste Begegnung zurück. Das war im November 2016. Karl Groves hielt einen Vortrag in der Klingenhofstraße und — und das hat mich noch viel mehr beeindruckt — es gab die Vorführung eines Screenreaders durch einen blinden Benutzer und das hat mich weggehauen. Obwohl ich mich mit dem Thema schon eine Weile beschäftigt hatte, hatte ich das noch nie so live in Aktion gesehen. Ihr macht eine tolle Arbeit, ihr seid tolle Leute und ich wünsche euch alles, alles Gute auch für eure Zukunft und auch weiterhin auf gute Zusammenarbeit. Herzliche Grüße, euer Helmut Roderus.

[Musik]

ANSELM HANNEMANN:  Hey ihr Lieben vom Tollwerk! mega cool, dass es euch jetzt wirklich schon so lange gibt und ich wünsche euch alles, alles Gute für die nächsten 25 Jahre. Ähm, voll cool euch kennengelernt zu haben und immer wieder auf Konferenzen oder auch in Nürnberg mal getroffen zu haben und ich find’s richtig cool, was ihr so macht. Wünsche euch auf eurem Weg alles Gute weiterhin und ja, hätte mich super gefreut euch zu sehen. Klappt leider diesmal nicht, aber vielleicht demnächst ja trotzdem mal. Genau. Macht's gut, feiert schön, habt eine gute Zeit.

[Musik]

JEFF CHI:  Hi liebes Tollwerk-Team, ähm und alle Besucher*innen. Ähm ja, ich verbinde natürlich ganz viele schöne Erinnerungen und viel zu viele vielleicht an meine Zeit dort als ehemaliger Azubi und auch jemand, der dann dort lange gearbeitet hat. Ähm angefangen z. B. von dem ähm alten schönen Gebäude in der Lindenaststraße, das es ja leider nicht mehr gibt und wo es wirklich wunderbar war und auch wie wir es dann ausgeräumt hatten. Aber vielleicht am ehesten der Moment, ähm der mir auch sofort eingefallen ist, wie wo wir mal eine ähm Bildungsreise nach Island gemacht hatten und durch die ganzen Coronaviren im Endeffekt in der Hochsaison ganz allein dort waren, eine Sauna hatten in unserem Ferienhaus und ähm es halt nie richtig dunkel geworden ist und wir dort einfach die ganze Nacht ähm dort im dimmen Lichtschein in der Dämmerung irgendwie verbringen konnten. Das war ein besonderer Moment, an den ich noch immer denken werde. Ja, schade, dass ich auf dem Fest nicht da sein kann. Feiert schön. Bis bald.

[Musik]

[Karaoke-Version von "Billie Jean" (Michael Jackson)]

[Musik]

Eine Theke, viel Platz und ein paar Getränke

Wie kam es dazu, dass du Barkeeper im eigenen Büro warst?

Das war ganz am Anfang, so um 2001 herum. Ich war sowohl privat als auch im Büro allein und hatte viel Platz. Mein Freund Thilo hatte eine Bar in der Innenstadt. Ich verbrachte dort als Student fast jeden Abend, umgeben von einer bunten Mischung aus kreativen Menschen.

Thilo und die Jungs vom Curt besaßen einen großen, zwei Meter hohen Gastro-Kühlschrank, aber keinen Lagerplatz. Sie fragten mich, ob sie ihn bei mir unterstellen könnten. Ich sagte: „Klar, ich habe ja Platz.“ So stand dieser riesige Kühlschrank bei uns — leer, ein bisschen traurig — und wir hatten eine Theke, Platz, Musik, Getränke, vor allem Gin Tonic. Warum nicht tagsüber arbeiten und abends Leute einladen, ein bisschen zusammenkommen — nicht Party im großen Stil, sondern einfach ein Ort, an dem Leute arbeiten, sich treffen und Spaß haben konnten. Fun Fact für Nerds: Ich schrieb extra eine WAP-Seite für die Bar, über die unsere Freunde mit ihrem Prä-Smartphone-Mobiltelefon sehen konnten, ob heute geöffnet ist — und ich konnte auf diesem Weg den Öffnungsstatus jederzeit verändern.

Immer in Bewegung

Es ist offensichtlich, wie wichtig es dir war, Ideen einfach nachzugehen. Was denkst du, machte das Tollwerk vor 25 Jahren und was in der Zukunft aus?

Die Gemeinschaft lag mir immer sehr am Herzen. Gleichzeitig ist die Arbeit in und mit dieser Gemeinschaft nie abgeschlossen. Alles verändert sich ständig: Das Team, die Rahmenbedingungen, die Außenwelt, das Weltgeschehen, die Kundschaft — alles ist in Bewegung, und nicht selten herausfordernd. Es geht nicht darum, Dinge anders zu machen, nur um anders zu sein, sondern um Lösungen, die genau jetzt genau zu uns passen — auch wenn sie nicht tausendfach bewährt sind.

Ich sehe da auch eine gesellschaftliche Herausforderung: Viele der Konflikte und Prozesse, die wir hier im Kleinen bearbeiten, spiegeln ganz grundlegende Mechanismen des gesellschaftlichen Lebens wider. Wenn wir es schaffen, die Dinge hier im kleinen Rahmen hinzubekommen, können daraus vielleicht auch Erkenntnisse oder Strategien für größere Zusammenhänge entstehen. Und da ist auch ein Stück Hoffnung, dass das, was wir im Kleinen schaffen, einen größeren Hebel haben kann.

Ich denke viel über die Nachhaltigkeit unserer Arbeit und unseres Weges nach. Was erreichen wir, was bleibt, was geht verloren? Das ist nicht nur für uns relevant, sondern auch für die Strukturen und Prozesse, die wir aufbauen. Ich hoffe einfach, dass das, was wir erschaffen, einen Wert behält.