Quereinstieg 2.0

Mein Quereinstieg beim Tollwerk ist bereits der zweite in meinem noch jungen Berufsleben. Einmal behauptete ich sogar, ein Faible für Quereinstiege zu besitzen. Das war natürlich überspitzt formuliert, aber es ist nun mal so: Ich besitze einen Lebenslauf, der unter die Kategorie „bunter Lebenslauf“ bzw. „Mosaik-Lebenslauf“ fällt. Ich möchte hier keine Abhandlung über verschiedene Karrieremodelle sowie deren Zukunft, Vor- und Nachteile schreiben, dazu gibt es genügend gute Quellen. Mein persönliches Modell ist, dass es schon immer Berufsfelder gab, die ich mir nicht vorstellen konnte (nach dem Abi: Lehramt), aber auch viele, die ich spannend fand (während des Studiums: dann doch Lehramt). Daher war für mich irgendwann klar, dass ich mich in der Praxis ausprobieren muss – und das dank breit angelegter Studiengänge, viel Unterstützung aus meinem Umfeld (Danke!) und spannender, oft befristeter Berufsoptionen auch konnte.

Ende 2021 war ich jedoch an einem Punkt, an dem ich beruflich feststeckte. Da erinnerte ich mich an eine Werbung, die mir in einer App für Second Hand-Kleidung angezeigt wurde: Ein sogenanntes Coding Bootcamp warb für sein Programm, mit dem es sich explizit an Frauen richtete, um ihnen in wenigen Wochen das Coden beizubringen. Ich dachte an meine Erfahrungen mit Content-Management-Systemen, wie viel Spaß ich daran hatte, aber auch wie ich mir niemals vorstellen konnte, in deren Code einzugreifen. Plötzlich erschien mir das Ganze gar nicht mehr so abwegig. Hinzu kam, dass ich in der Zeit neue Kontakte knüpfte, die in der IT-Branche arbeiteten und mir persönliche Einblicke geben konnten. Zwei davon hatten sogar selbst ein Coding Bootcamp absolviert und arbeiten mittlerweile erfolgreich und zufrieden in der Softwareentwicklung. Ich las mich in das Thema ein, recherchierte Weiterbildungsmöglichkeiten und schrieb mithilfe verschiedener kostenloser Lernangebote meine ersten Zeilen Code.

Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen und meldete mich im Januar 2022 bei Coding Bootcamps Europe an. Da ich weiter arbeiten wollte, entschied ich mich für ein Teilzeitmodell, in dem ich in einem selbstgesteckten Zeitrahmen in meinem eigenen Tempo das Entwickeln von Web-Applikationen lernen konnte. Auf dem Programm standen die klassischen Frontend-Technologien HTML, CSS und JavaScript, Grundlagen der Backend-Anbindung, ein Abschlussprojekt im JavaScript-Framework Vue.js sowie Inhalte rund um den Prozess des Entwickelns (Tooling, Versionierung, Testing, Agilität). Ich eignete mir die Theorie über Lernvideos an und setzte das Gelernte anschließend in verschiedenen Aufgaben in die Praxis um. Über das Bootcamp lernte ich auch das Tollwerk kennen, natürlich als es um das Thema Accessibility ging. Spätestens während meines Abschlussprojektes wurde mir klar, dass ich mit Frontend-Entwicklung die richtige berufliche Richtung eingeschlagen hatte: ein agiler Prozess mit sichtbarem Ergebnis, kreativ und analytisch, in Teamarbeit und mit der Möglichkeit, immer weiter dazuzulernen.

Die Rollen-basierte Ausschreibung des Tollwerks war dann genau das, worauf ich nach Abschluss meiner Weiterbildung gehofft hatte: Eine Mischung aus Aufgaben, die ich mir selbst nach Neigung und Erfahrung zusammenstellen konnte, gepaart mit der Perspektive, meine neuerworbenen Fähigkeiten sinnstiftend einsetzen zu können. Ein echter Glücksgriff! Ich freue mich auf das, was kommt.