Accessibility Club Summit 2024

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von Sonja Weckenmannam

Auf nach Amsterdam

In den letzten Wochen und Monaten ist viel passiert: Der “Call for Presentations” musste geschrieben, die Workshops organisiert, die Website befüllt und die Veranstaltung bekannt gemacht werden — nicht zu vergessen die vielen kleinen Handgriffe, die nicht minder wichtig sind. Insbesondere die letzten Tage vor der Veranstaltung waren für Joschi lang und die Nächte kurz.

Am Freitag in aller Frühe und mit großem, schwerem Koffer voller Technik und Lanyards machen sich Joschi und Kai auf den Weg. Die beiden wollen möglichst früh in Amsterdam sein. Es lockt der CSS Day — sei es, um noch ein paar Leute beim “After Conference Drink” auf das Summit zu locken, oder um altbekannte Gesichter zu treffen. Ich will aus Hamburg erst am späten Vormittag starten.

Kurz bevor ich mich auf den Weg mache, erfahre ich, dass die beiden zwar im Zug sitzen, jedoch in eine andere Richtung als geplant, aber immerhin. Zugausfall und Verspätung führen letztendlich dazu, dass wir ab Osnabrück überraschenderweise die verbleibende Reisezeit gemeinsam verbringen. Davon ausgehend, dass es im Eurocity kein Bordbistro gibt, will ich den beiden etwas Gutes tun und organisiere auf dem Bahnsteig in Osnabrück bei Olaf einen frischen Kaffee, schließlich sind die beiden schon seit 7 Stunden unterwegs und es ist gerade einmal Mittag.

Auf einem Fenstersims stehen zwei Kaffee-to-go. Durch das Fenster sieht in das Innere, im Regal stehen Getränkeflaschen, andere typische Kioskprodukte und ein Schild "30 Jahre Olafs Laden"
Olafs Laden

Jetzt sollte aber mal der Zug einrollen, sonst wird der Kaffee kalt

Quelle: Sonja Weckenmann, , Alle Rechte vorbehalten

Als ich an den Platz komme, sitzt Joschi natürlich vor dem Laptop und nutzt die zusätzliche Zeit für letzte Vorbereitungen. Eine Sprecherin musste aus gesundheitlichen Gründen absagen, Ersatz ist zu organisieren und entsprechende Kommunikationskanäle müssen aktualisiert werden.

Ankunft

Nach Ankunft in Amsterdam fahren wir als Erstes zur Hochschule, um die Räumlichkeiten zu inspizieren. Wir treffen mit Vasilis letzte Absprachen und meistern mit Stefan, der uns beim Filmen und Livestreamen unterstützt, technische Herausforderungen. Das Equipment ist schnell verstaut, der große Koffer abgestellt und die Tatsache verdaut, dass wir morgen eine halbe Stunde später als gedacht in der Hochschule Einlass finden. Außerdem stellen wir fest, dass der Zugang zur Hochschule am Samstag ein anderer ist als bisher angenommen. Wie so oft plant Joschi ein To-do für „heute Nacht“: ein Newsletter mit letzten Updates (Wegbeschreibung) muss noch rausgeschickt werden.

Ein Mann in kurzen Hosen und schwarzem T-Shirt steht in einer modern anmutenden Lobby und telefoniert. Er hat einen großen Koffer neben sich stehen.
Wir sind da!

Und mit dabei ein Koffer voller Equipment

Quelle: Sonja Weckenmann, , Alle Rechte vorbehalten

Doch so weit sind wir noch nicht. Dank Astrids Initiative treffen wir uns heute Abend mit ein paar Leuten zum Essen. Sie hat gestern einen geeigneten Ort auskundschaftet, nachdem sie über das A11yClub-Slack-Team entsprechende Interessenten eingesammelt hat. Ein schönes Beispiel, das zeigt, wie viele helfende Hände zum Gelingen beitragen — sei es, indem sie den Check-In übernehmen, die Präsentierenden bei Bedarf unterstützen, Fotos machen, dem Awareness-Team angehören oder eben ein Abendessen organisieren.

Im Kool, einem Pop-up-Restaurant mit viel Platz und vielversprechendem veganem Essen, versammeln wir uns mit über einem Dutzend Personen. Wir stimmen uns mit bekannten und neuen Gesichtern auf den nächsten Tag ein und sind alle voller Vorfreude. Das Summit hat damit gefühlt schon begonnen. Noch ein Kaltgetränk in der nächsten Bar und Joschi verschickt um 0:44 Uhr den vorerst letzten Newsletter.

Der Summit-Tag

Das Frühstück fällt recht knapp aus. In einem uns allen bekannten Fast-Food-Restaurant (dessen Service die Bezeichnung “Fast” heute nicht wirklich verdient), gibt es einen Kaffee. Pünktlich um 8:30 Uhr sind wir an der Hochschule. Alles muss schnell gehen und jeder Handgriff sitzen, um die nicht vorhandene halbe Stunde einzuholen. Schnellstens müssen wir die Wegweiser aufhängen, damit die frühen Teilnehmenden zu “Accessibility 101” von Nasia Makrygianni und Oliver Vaupel finden. Die Session richtet sich an alle, die neu im Bereich der Barrierefreiheit sind und sich vor der eigentlichen Veranstaltung mit den grundlegenden Konzepten und Begriffen der Barrierefreiheit vertraut machen möchten.

Während oben die 101-Session läuft, bestuhlen wir unten die “Media Lounge”. Marc, Christa und Chris bereiten den Check-In vor und Joschi, Vasilis, Kai und Stefan die Technik für Livestream und Live-Untertitelung. Die Technik in der kurzen Zeit aufzusetzen scheint mir eine einigermaßen schweißtreibende und blutdrucksteigernde Angelegenheit zu sein.

Die Uhr tickt. Während Stecker gesteckt und Monitore zum Leben erweckt werden, füllt sich die Summit-Halle schnell mit Publikum. Ein buntes Treiben entsteht und alle freuen sich über Wiedersehen, Kennenlernen und ausgiebige Gespräche. Schnell verbreitet sich das Wissen, wo die Kaffeemaschine steht und niemand bemerkt, dass wir zeitlich etwas in Verzug sind.

    Opening

    Es geht los. Joschi und Vasilis eröffnen das Accessibility Club Summit 2024! 10 Jahre A11yClub. Eine stattliche Zahl, wie ich finde. Noch dazu sind in den letzten Jahren gleichnamige Ableger in Turku (Finnland) und Minsk (Weißrussland) dazugekommen. Spin-Offs in Wien und in den Niederlanden waren in Vorbereitung, als Corona kam und sie leider im Keim erstickte. (Wie sich nach diesem Summit herausstellt, könnte sich aber bald etwas in Frankfurt anbahnen. Ich bin gespannt!)

      Blick über ein Publikum hinweg auf zwei Leinwände und einen Monitor mit Live-Untertitel, ein Mann spricht zum Publikum
      10 Jahre Accessibility Club

      Joschi und Vasilis eröffnen das Summit 2024

      Quelle: Sonja Weckenmann, , Alle Rechte vorbehalten

      Wir starten in das Programm mit einer Präsentation von Jennison Asuncion, Mitgründer des Global Accessibility Awareness Day (GAAD) und der GAAD Foundation, mit dem Titel “Who We Are and What We Do”. Jennison erklärt, wie die Stiftung funktioniert und wie sie weltweit Barrierefreiheits-Initiativen unterstützt.

      Sessions und Vorträge

      Dann geht es ans Planen der BarCamp-Sessions. Es dauert nicht lange und der Bann ist gebrochen: 15 Personen aus dem Publikum melden sich nach und nach. Sie stellen ihre mitgebrachten Themen oder Fragestellungen vor und stehen später als Gastgebende ihrer Session zur Verfügung.

         Umgeben von ein paar Personen steht ein Mann vor einer Wand mit Post-its. Er ist dabei, die Position eines der gelben Zettel zu ändern, während er sich gleichezitig der Gruppe zuwendet.
        BarCamp-Sessions

        Konzentriert wird an einem Zeitplan für die BarCamp-Sessions gearbeitet

        Quelle: Sonja Weckenmann, , Alle Rechte vorbehalten

        Folgende BarCamp-Sessions sind zusammengetragen worden:

        • Accessiblity Automation, Manon
        • Country Regulation Tetris, Stefan
        • Alt-Text Bugfixing, Vasilis
        • Wizard of Oz, Oliver
        • Accessibility Careers, Jennison
        • Accessibility Maturity, Erik + Ronny
        • You're Burning Your Money, Marc
        • Selling Accessibility, Holger
        • UX Handover, Kitty
        • Involve the Youngsters, Marieka
        • How can IAAP support the Dutch Accessibility Community, Malin
        • Accessibility in Governments, John
        • Accessible Events, Anno
        • Accessible Accessibility, Sabine
        • Readable Accessibility, Manon

        Parallel dazu präsentieren die Sprecherinnen und ein einzelner Sprecher in der Media Lounge die vorab kuratierten Vorträge:

        Eindrücke

        Der Tag ist vollgepackt mit bereichernden Vorträgen und Sessions. Es fällt mir schwer, Einzelne hervorzuheben. Statttdessen möchte ich lieber die Rückmeldungen aus der Community teilen. Alle berichten von spannenden Diskussionen, insbesondere in den BarCamp-Sessions. Viele sehen sich vor ähnlichen Herausforderungen, was den Austausch um so wertvoller macht.

        That's what I enjoy about bar camp style conferences. It allows people to share knowledge, but more importantly, put their questions out there and get input from a diverse group of people!

        Ronny Hendriks, LinkedIn

        Auch wenn ich mich in diesem Jahr auf die Vorträge konzentriert habe und die Sessions nur aus Berichten kenne, freue ich mich für alle, die sich aktiv eingebracht und eine Session vorgeschlagen haben.

        Last but not least, thanks to those who attended this spontaneous workshop about UX handover. From a question girl to a workshop host was kind of a bonus experience for me. I hope you all gained something from this workshop. I certainly got all your valuable insights with me! Thank you 🤗

        Kitty Huang, LinkedIn

        Der Community-Gedanke steht beim Accessibility Club immer im Vordergrund — umso schöner, wenn die Energie überschwappt und sich alle wohlfühlen.

        It was an extremely friendly, open and welcoming event, attended by so many great people from all over the world, all joined by the idea of making the digital world more accessible. You guys passed the proof of concept big time already by your skills and personalities.

        Stefanie Schmitz, LinkedIn

        Finale

        Kurz nach 17:00 Uhr kommen wir alle nochmal in der großen Halle zusammen. Joschi und Vasilis beschließen den Tag und verabschieden die Teilnehmenden. Während Joschi spricht, fahren auf halber Strecke (wie von Geisterhand und nicht zu stoppen) die Leinwände hoch. Im Laufe des Tages haben wir erfahren, dass wir bereits um 17:30 Uhr statt um 18 Uhr die Hochschule verlassen müssen. Joschi improvisiert den “Human Screenreader” und erzählt, was wir auf den vorbereiteten Folien gesehen hätten, wenn denn die Präsentation noch verfügbar wäre.

        Wir schaffen den neuen Zeitplan, indem beim Abbau alle zusammenhelfen. Plaudern kann man auch noch draußen vor der Hochschule. Als sich Joschi später mit seinem großen Koffer voller Equipment aufmacht, um ihn im Hotel zu deponieren, setzt sich auch die Karawane von Teilnehmenden wie von selbst in Gang.

        Ein Teil begibt sich wieder in das bewährte Pop-up-Restaurant, was bei unserer Ankunft mit 30 Personen jedoch nicht wirklich Begeisterung auslöst. Die Belegschaft ist nur zu zweit und wir gänzlich unangemeldet. Wir überzeugen, indem wir versprechen, mit nur 3 Gerichten, eingeschränktem Service und warmem Bier zurechtzukommen. Die andere Gruppe versammelt sich zum Essen 90 Meter weiter in einem indischen Restaurant. Für den weiteren Abend funken wir uns wieder zusammen, um noch ein Getränk in einem der mehreren „Gollems“ der Stadt einzunehmen. Wir wollen noch ein paar CSS-Day-Teilnehmende dort treffen. Bei der Gelegenheit werfen wir zum ersten Mal an diesem Wochenende einen Blick in die Straßen des trubeligen Zentrums und lassen die Atmosphäre der Stadt auf uns wirken. Gegen Mitternacht wackeln wir als Grüppchen in unser Hotel-Areal. Die letzten Worte, die wir von Joschi hören, lauten: „Morgen schlafe ich aber aus!“ Verdient.

        Blick auf eine der mit Booten befahrenen Grachten von Amsterdam bei Sonnenuntergang
        Amsterdam by Night

        Auf zum “After Conference Drink”

        Quelle: Sonja Weckenmann, , Alle Rechte vorbehalten

        Die Workshops

        Das Summit wäre kein Summit ohne Tag 2. An diesem Tag finden die Workshops statt. The Valley ist unser Gastgeber und bietet den 3 Gruppen mit insgesamt 50 Teilnehmenden einen hervorragenden Raum zum Konferieren und Aufschlauen.

        In einem großen Raum steht ein Mann mit schwarzem T-Shirt und spricht zu einer großen Gruppe von Personen, die ihn umgeben.
        Die Workshops beginnen

        Joschi begrüßt die Teilnehmenden der Workshops

        Quelle: Sonja Weckenmann, , Alle Rechte vorbehalten

        Karl Groves widmet sich barrierefreien Formularen, Stephanie Eckles dem Thema "Beyond CSS" und wann und wie JavaScript für den Einsatz barrierefreier Widgets nötig ist. Erik Kroes vermittelt grundlegende Kenntnisse für das Testen digitaler Produkte. Zum Lunch finden sich alle froh und inspiriert in der Halle ein.

        Blick in einen verglasten Workshopraum mit Teilnehmenden. Auf der Scheibe sieht man Spiegelungen.
        Beyond CSS

        Konzentriert lauschen die Teilnehmenden Stephanie Eckles, während im großen Raum Karl Groves spricht.

        Quelle: Sonja Weckenmann, , Alle Rechte vorbehalten

        Schweren Herzens reiße ich mich am frühen Nachmittag los, um noch ein wenig Amsterdam kennenzulernen. Ich fahre Richtung Zentrum und mache einen langen Spaziergang in das Jordaan-Viertel, bummle entlang schmaler Kanäle und durch enge Gassen, um dann am frühen Abend in den Zug zu steigen. Von dort aus empfange ich noch das ein oder andere Signal aus dem A11yClub-Slack-Team, das mich zum Schmunzeln bringt.

        Fazit

        Es war ein großartiges Wochenende mit vielen schönen Begegnungen. Viele kannte ich bislang nur von Online-Veranstaltungen, und endlich gab es eine Gelegenheit, sich mal persönlich kennenzulernen. Es war viel Enthusiasmus, Neugier und gegenseitige Unterstützung spürbar. Es bleibt für uns alle, diese Energie in den Alltag mitzunehmen.

        Ein großer Dank geht an alle Beteiligten. Das Publikum war wunderbar und wir sind überwältigt von den vielen positiven Rückmeldungen. Wir sehen uns wieder!