Hallo Justiz, willkommen GeFa!
GeFa wird die bundesweit vereinheitlichte Software der Justiz in Deutschland. Wir unterstützen langfristig als Spezialisten für Barrierefreiheit.
Nach mehreren Monaten Anbahnung liegt schließlich seit letzter Woche der unterzeichnete Vertrag auf meinem Tisch, und da steht schwarz auf weiß: Wir werden — voraussichtlich über die kommenden 4 Jahre — das Großprojekt GeFa der deutschen Justiz fachkundig in Sachen Barrierefreiheit unterstützen. Wir tun dies im Auftrag des neuen Umsetzungsdienstleisters Accenture, und zwar in der klangvollen Rolle des „Softwarespezialisten für Barrierefreiheit“. In Umfang und Langfristigkeit nicht nur für uns ein Riesending — wir krempeln die Ärmel hoch.
GeFa steht abgekürzt für „Gemeinsames Fachverfahren für die Justiz“ und will nicht weniger als allen Justizmitarbeitenden der ordentlichen Gerichtsbarkeit, der Staatsanwaltschaften sowie der Fachgerichtsbarkeiten aus allen 16 Bundesländern eine einheitliche Software für ihre tägliche Arbeit bieten. Bis heute kommen dazu mehrere Dutzend getrennter und unterschiedlicher Systeme zum Einsatz — mit den damit einhergehenden (und zu erwartenden) Reibungsverlusten. Das soll sich mit GeFa ändern.
Hohe Anforderungen
Die Anforderungen, die der Zusammenschluss der Bundesländer an die Ergonomie und Barrierefreiheit der zu entwickelnden Software stellt, sind außergewöhnlich ernst gemeint und umfassend. Entsprechend extrem waren auch die Bewerbungsvoraussetzungen für die Rolle des Barrierefreiheitsspezialisten auf Seiten des Umsetzungsdienstleisters formuliert. Ein Umstand, der die Zahl der in Frage kommenden Personen in Deutschland vermutlich allein schon aus formalen Gründen auf eine Handvoll hat zusammenfallen lassen — völlig ungeachtet ihrer fachlichen Eignung oder aktuellen Verfügbarkeit. Neben etlichen Jahren Berufserfahrung, die in Form von Projekten nachzuweisen waren, und verschiedenen anderen Pflichtkriterien war dies vermutlich die erste Situation in meiner Laufbahn, in der mir meine IAAP-Zertifikate Türen geöffnet haben, zu denen ich vorher keinen Zugang gehabt hätte.

Das Interview im Justizpalast in München war nicht nur inhaltlich aufregend, sondern auch architektonisch imposant.
Bevor ich an dieser Stelle ein sehr persönliches Geständnis ablege, gilt mein aufrichtiger Dank den äußerst bemühten und extrem professionellen Mitarbeitenden bei Accenture, die mich kontaktiert und durch das aufwendige Bewerbungsverfahren gecoacht haben. Ich bin bis heute sehr beeindruckt. Ebenso herzlicher Dank geht an alle Personen, die zuvor ein gutes Wort für mich eingelegt und in meine Richtung gezeigt habe. Ohne euch hätten wir das Ding nicht landen können.
Wer mich kennt, würde wohl zustimmen, dass mich selbst unbekannte Situationen selten aus der Fassung bringen. Grundsätzlich würde ich das auch vom persönlichen Interview durch die 12-köpfige Jury im Münchner Justizpalast behaupten. Was mich allerdings in ernsthafte Schwierigkeiten brachte, war die unscheinbare Zeile „Dresscode: Business Casual“ in der Einladungsnachricht. Lasst es mich abkürzen: Ich habe nun ein Sakko. Falls also jemand demnächst heiratet oder einen anderweitigen festlichen Anlass hat: Ladet mich bitte ein! Ich brauche Anlässe, das gute Stück spazieren zu tragen. ;)
Ankommen
Die Wochen seit dem Zuschlag sind für mich vor allem durch unfassbar viele Onboarding- und Einführungstermine gekennzeichnet. Zumal das Projekt insgesamt schon seit ein paar Jahren läuft und ich in einer Phase dazustoße, in der vieles bereits eingespielt ist, fühlt es sich für mich teilweise so an, als müsste ich auf einen Zug aufspringen, der gerade mit 300 Sachen an mir vorbeirast. Ich darf ihn nicht verpassen. Terminlich hat es bei mir vieles durcheinandergebracht in letzter Zeit, und ich entschuldige mich bei allen, die ich dadurch irritieren musste. Noch bin ich dabei, meinen richtigen Platz im Projekt finden — aber ich habe richtig Lust auf dieses große, neue Kapitel.